Wie auch in den letzten Jahren fand in der Zeit von Christi-Himmelfahrt bis zum darauffolgenden Sonntag das sogenannte Kata-Spezial in Groß-Umstadt statt, bei welchem die Teilnehmer innerhalb von vier Tagen verschiedene Katas erlernen oder vertiefen. Von unserem Dojo fuhren dieses Jahr neun Sportler zu diesem tollen Event. Davon vier Bundeskaderathleten.
Viele hochrangige Trainer waren vor Ort wie: Sensei Shinji Akita (Instructor Deutschland), Sensei Toribio Osterlamp (DJKB- Instructor), Sensei Thomas Schulze (Nationalcoach), Sensei Sean-Pierre Fischer (Instructor aus Frankreich), Sensei Julian Chees (DJKB Bundesstützpunkttrainer), Sensei Fujuhiyo Omura (Nationaltrainer aus Thailand) und natürlich JKA Chief-Instrcutor Shihan Hideo Ochi.
Eingeteilt wurden die Teilnehmer in 6 verschiedene Trainingsgruppen, die sich an deren Gürtelgrad orientierten. Es gab die Gruppen 9.-8. Kyu, 7.-6. Kyu, 5.-4. Kyu, 3.-1. Kyu, dann die 1. Dan-Träger und zuletzt die Gruppe ab dem 2. Dan. Trainiert wurde in 2 verschieden Trainingshallen, die nicht weit voneinander entfernt lagen. In 2 Trainingseinheiten wurden den Teilnehmern täglich 2 verschiedene Katas näher gebracht. Dabei hatten die einzelnen Trainer verschiedene Methoden und setzten unterschiedliche Schwerpunkte.
Rund um das Training wurden alle sehr gut verpflegt, auch konnte man sich an zwei Ständen wieder mit neuen Karateanzügen etc. eindecken.
Wie immer war es super anstrengend, aber die Gelegenheit mit hunderten Karateka in der Halle zu stehen hat man nicht so oft und es macht einfach Spaß zusammen zu trainieren.
Und nun folgt aus der Perspektive von David Matz ein Einblick in den Tagesablauf von uns Bundeskaderathleten, die an diesen vier Tagen noch zusätzlich Kader-Training zu absolvieren hatten:
Ein Wecker klingelt laut und schrill. Verschlafen drehe ich mich auf meiner Luftmatratze um, schaue auf das danebenliegende Handy. 6:45 Uhr, viel zu früh. Leider war es aber nicht einmal meiner, sondern der Wecker von einem der ca. 40 anderen Athleten, die in der kleinen Halle mit ihren Luftmatratzen fast vollständig den Boden verdecken. Und genau deshalb dauert es auch noch einige Minuten, bis sich schließlich jemand erbarmt das Ding endlich auszustellen. Es riecht nach kaltem Schweiß, schließlich werden in derselben Halle täglich alle Kadertrainingseinheiten absolviert. Da hilft auch das weit geöffnete Fenster nichts, das nachts alle Mühe damit hatte die Körperwärme von 40 Menschen auszugleichen. Morgens ist es draußen allerdings noch frisch, sodass auch die Hallentemperatur weit unter dem Angenehmen liegt.
Ich versuche noch einmal zu schlafen, was allerdings nur mäßig gelingt. Um kurz vor acht kann ich mich schließlich aufraffen und schaue hinüber zu den anderen Makoto-Jungs, die aber auch nicht mehr schlafen konnten. Daraufhin will ich mich kurz abduschen, um zumindest nicht ganz neben der Spur zu wirken; leider bin ich nicht der Einzige mit diesem Gedanken. Das Ganze gestaltet sich aufgrund der begrenzten Anzahl an Duschen, die genau zwei beträgt, doch etwas schwierig. Der Boden der Umkleide ist vollständig mit Koffern vollgestellt, an den Wänden hängen Gis, Handtücher und Jacken. Mittlerweile ist daraus ein wahres Kollektiv-Gut entstanden, kaum einer weiß mehr wem eigentlich was gehört. Schnell werden Gi und die Kaderjacke angezogen, das Frühstück besteht aus einem Riegel auf dem zwanzig-minütigen Fußweg zur großen Halle.
Als eine der letzten kommen wir schon fast erschöpft dort an und können uns gerade noch so in die Reihen retten, bevor es zum Angrüßen geht. Die Kata „Kanku Sho“ steht nun bei Toribio Osterkamp auf dem Plan, Stück für Stück lernen wir einzelne Passagen und setzen sie zusammen. Das Training ist sehr lehrreich, aber trotzdem locker, verglichen damit, was nun ansteht.
Gleich nach dem Ende der ersten Kata-Einheit machen wir uns auf den Weg zurück zur Kader-Halle. Dort angekommen erwartet uns schon der Bundesjugendtrainer. Die Zeit reicht gerade noch, um einen Schluck zu trinken, dann starten wir mit einem ersten Kumite-Training. Nun liegt der Fokus auf Kombinationen, die wir wieder und wieder mit verschiedenen Partnern wiederholen. Nach einer Stunde lässt er uns schließlich kurz verschnaufen, dann geht es jedoch direkt weiter mit einer Stunde Kata-Team-Training. Insgesamt fünf Teams üben nun bestimmte Passagen und laufen die Kata schließlich unter den wachsamen Augen des Trainers und der übrigen Teams. Doch auch diese Stunde vergeht schneller als gedacht.
Nun steht noch ein extra Kata-Training sowieso ein zweites Kumite-Training an. Mittlerweile ist die Temperatur in der Halle jedoch auf fast 30° Celsius gestiegen, wie das an der Wand angebrachte Thermometer beweist. In den kurzen Pausen am Fenster einmal frische Luft einzuatmen ist das Schönste, was wir uns zu diesem Zeitpunkt vorstellen können. Statt Kombinationen wird jetzt jedoch ausschließlich frei gekämpft, mit ständig wechselnden Partnern. Nach einiger Zeit ruft uns unser Trainer zusammen und meint, er wolle uns ja „nicht ganz“ fertig machen. Daraufhin ist das Gelächter groß, kaum einer kann sich noch richtig bewegen. Trotzdem ist die Stimmung gut, alle sind froh, das Training überstanden zu haben.
Schnell wird in den Trainingsanzug gewechselt, dann ist es höchste Zeit für Mittagessen, schließlich ist es schon fast 15 Uhr. Die Möglichkeiten sind jedoch begrenzt, letztendlich läuft es wieder auf einen Großeinkauf im Rewe hinaus. Die zweite Kata-Spezial-Einheit haben wir zu diesem Zeitpunkt allerdings schon lange verpasst, die Vorbereitung für die EM hat schließlich momentan höhere Priorität. Den Rest des Nachmittags nutzen wir für einen Mittagsschlaf und liegen einfach auf unseren Matratzen und unterhalten uns, bevor es abends zum gemeinsamen Essen geht. Alle bekommen ausnahmslos das Gleiche (außer die Vegetarier und Muslime, die meistens etwas viel Besseres bekommen ;-)!.
Während die meisten danach zurück zur Halle gehen, machen wir uns noch auf den Weg, um die Stadt zu erkunden und Spaß zu haben. Schließlich sehen wir Kader-Athletinnen/Athleten uns nicht so oft, dafür sind die Freundschaften allerdings wesentlich enger. Unterwegs treffen wir immer wieder auch die anderen aus unserem Dojo. Spät am Abend machen wir uns auf den Rückweg zur Halle, extrem müde, aber vor allem auch eines: zufrieden.
OSS!
David Matz & Pascal Mast